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Rohrwölfe und Wildschweine

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„Das Schilf wird es so lange geben, so lange sich die Erde dreht“ lautet ein altes Sprichwort aus meiner Heimat am Neusiedlersee. Es gibt nur mehr eine Handvoll Schilfschneider, die dieses alte Handwerk beherrschen, liebevoll werden sie manchmal auch die letzten Rohrwölfe genannt.

Das Schilf schneiden war früher ein eigenes Gewerbe, heute gibt es hier allerdings keinen einzigen gewerblichen Schilfschneider mehr. Vor allem ein- und zweijährige Jungschilfbestände sind international sehr gefragt und werden vorwiegend zum Dachdecken und für Schilfmatten verwendet. Vor allem nach Holland und Deutschland wird unser burgenländisches Schilf exportiert. Was die Ernte betrifft, so ist diese sehr wetterabhängig, denn nur wenn der See zugefroren ist, können die Schilfschneider mit ihren speziellen Maschinen (Marke Eigenbau) hinausfahren und Schilf schneiden. Die Schilfernte ist derzeit also in vollem Gange, an den Rändern des Sees und im Nationalpark sieht man das geschnittene, zu Büscheln sortierte Schilf.

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Bis in die 50er Jahre wurde das Schilf im Burgenland großteils für das Dachdecken von Häusern, Stallungen und Scheunen verwendet. Danach sank die Nachfrage nach dem hochwertigen Schilf und erst seit der Trend zu Passivhäusern und Niedrigenergiehäusern geht, erfreut sich das Schilf vom See wieder großer Beliebtheit. 

Warum das Schilf geschnitten werden muss? Das Schilf ist eine einjährige Pflanze, und muss, um optimal nachzuwachsen jedes Jahr geschnitten werden. Wird es also nicht geschnitten, kann es nicht nachwachsen und altes Schilf ist unbrauchbar und beginnt zu vermodern. Eigentlich ist das Schilf ein natürlicher Filter für den See der maßgeblich die Wasserqualität beeinflusst, doch wird es nicht geschnitten, bewirkt es genau das Gegenteil.

Aus Naturschutzgründen darf nur im Winter geerntet werden, bevor wieder zahlreiche Vögel an See kommen um ihren Nachwuchs auszubrüten. Dabei bietet ihnen der dichte Schilfgürtel den idealen Lebensraum. Auch vielen anderen Tieren bietet das Schilf ein sicheres Zuhause, sowohl wirbellosen Tieren wie Spinnen, Larven, Wasserschnecken, Kleinkrebsen als auch Amphibien und unterschiedlichen Arten von Mäusen. Auch den Fischen dient das Schilf als Laichplatz und ist deshalb für deren Vermehrung wichtig. Wie schon erwähnt hat das Schilf auch die wichtige Funktion als Brutplatz für Vögel, was wiederrum andere Tierarten wie Wildschweine heranlockt. Zum einen bietet das Schilf heimischen Wild ein sicheres Versteck, zum anderen auch eine Nahrungsquelle, zumal Wildschweine häufig die Nester der Vögel plündern.

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Um die Brut der oftmals seltenen Vogelarten zu bewahren wird hier mit den regionalen Jägern kooperiert, die zu gewissen Zeiten auch im Schilf nach Wildschweinen jagen. So wird versucht ein natürliches Gleichgewicht zu bewahren.

Am Sonntag, dem ersten Tag des neuen Jahres, unternehmen wir eine kleine Wanderung entlang des Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Auf der Strecke zwischen Podersdorf und Weiden wurde es dann besonders spannend, da hier das geschnittene Schilf zwischengelagert wurde und ein wenig versteckt konnten wir dann auch die Maschine, mit der das Schilf geschnitten wird, entdecken. Rundherum war alles mit einer dünnen Eisschicht umzogen, die klirrende Kälte und frische Luft war aber so unglaublich reinigend, schon lange haben wir uns nicht mehr so frei und vital gefühlt. Man sollte sich öfter Mal eine kleine Pause gönnen und in die Natur eintauchen.

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Die Bilder entstanden am 1.1.17 am Rande des Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel auf der Strecke zwischen Podersdorf und und Weiden am See. 

Doch wer weit wandern kann, der hat sich auch ein kräftigendes Mahl verdient. Ins neue Jahr starteten wir also mit einem deftigen Wildschweingulasch und selbstgemachtem Knödelbrot.

Das Wildschwein-Fleisch dafür habe ich vom Vater meines Freundes, selbst begnadeter Jäger und Pfleger, bekommen. Das Knödelbrot ist eine Eigeninterpretation aka Restlverwertung. Ideal um altes Gebäck zu verwerten und schneller als jede andere Beilage.

Lasst es euch schmecken! 

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Zubereitung Wildschweingulasch

für 4 Personen

  • 1,2 kg Wildschwein-Ragoutfleisch
  • 2 große Zwiebel
  • 1 TL Kümmelsamen
  • 3 Koriandersamen
  • 2 EL süßes Paprikapulver
  • 1 TL Rosenpaprika scharf
  • 1 TL Majoran
  • etwas Schmalz zum Anbraten
  • Salz und Pfeffer
  1. Etwas Schmalz in einem Topf erhitzen und das in Würfel geschnittene Wildschweinfleisch zugeben. Die Stücke sollten nicht zu klein sein, da sie, sofern sie von guter Qualität sind am Ende ohnehin beinahe zerfallen.
  2. Das Fleisch bei mittlerer Hitze anbraten bis etwas Saft ausgetreten ist. Das Fleisch nun aus dem Topf nehmen, erneut etwas Schmalz zufügen und die fein gehackten Zwiebel darin gut anrösten.
  3. Sind die Zwiebelstückchen bereits etwas bräunlich und schön geröstet kann man das Fleisch wieder zugeben. Das Ganze nun ca. 1 h bei niedriger Hitze und unter häufigem Umrühren köcheln lassen.
  4. Kümmel – und Koriandersamen zerstoßen und mit den beiden Paprikapulver-Arten, sowie dem Majoran vermischen.
  5. Die Gewürze zum Gulasch geben und das Gulasch weitere 20 Minuten köcheln lassen. Zum Schluss das  Wildschweinegulasch mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  6. Ein richtiges Gulasch muss man nicht binden, da das Zwiebel-Fleisch-Gemisch bei ausreichender Kochzeit natürlich eindickt.

 

Zutaten Knödelbrot

  • ca. 300 g gewürfeltes Gebäck vom Vortag( ich habe 2 alte Semmeln und das innere eines halben Brotlaibes dafür verwendet)
  • 2 Eie
  • 250g Rahm
  • 2–4 EL Wasser 1 Zwiebel
  • 1 EL gehackte Petersilie
  • 1/2 TL Salz; 1 Msp. Pfeffer

Zubereitung Knödelbrot

  1. Zwiebel hacken und in etwas Öl anrösten und danach abkühlen lassen.
  2. Währenddessen das alte Gebäck in kleine Würfel schneiden und in eine Schale geben.
  3. Zwei Eier mit einem Becher Rahm verquirlen und über die Gebäck-Würfel gießen.
  4. Gehackte Petersilie, Salz und eine Prise Pfeffer, sowie die gerösteten Zwiebelstückchen untermischen und mit der Hand gut verkneten. Ist die Masse zu trocken, kann man 2–4 EL Wasser zufügen.
  5. Die Knödelbrot-Masse ca. 15 Minuten ziehen lassen.
  6. Eine Kastenform mit etwas Öl einfetten und das Knödelbrot hineingeben. Im vorgeheizten Rohr ca. 40 Minuten bei 180°C backen bis es goldbraun ist.

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Apropos „Aufgewärmt schmeckt nur ein Gulasch gut“, also gerne das Gulasch am Vortag zubereiten und bei Bedarf wärmen, auch 2- oder 3 Mal! 

Ihr wollt mehr über das Schilf am Neusiedlersee erfahren? 

Hier habe ich noch ein paar interessante Links für euch:

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